Hohe Kosten durch Mangel­ernährung

Die durch Mangelernährung entstandenen Zusatzkosten belaufen sich in Deutschland auf rund 9 Mrd. Euro pro Jahr. Wird der Mangelernährung weiterhin zu wenig Beachtung geschenkt, so ist bis zum Jahr 2020 ein Anstieg auf bis zu 11 Mrd. Euro pro Jahr zu erwarten*. Diese Zahlen zeigen deutlich: Mangelernährung ist von erheblicher gesundheits-ökonomischer Relevanz.

Die Folgen für unser Gesundheits- und Sozialsystem sind vergleichbar mit den ökonomischen Folgen von Adipositas und Übergewicht. Daher fordern Fachverbände und Ernährungsexperten schon lange, das Problem der Mangelernährung konsequenter anzugehen. Leider bleibt ein unzureichender Ernährungszustand noch immer häufig unbemerkt und unbehandelt. Die Folgen sind erhöhte Komplikationsraten sowie häufigere und längere Krankenhausaufenthalte.

Besonders gefährdet für die Entstehung einer Mangelernährung sind Menschen im fortgeschrittenen Alter sowie Krebspatienten oder Patienten mit chronischen Erkrankungen.

Hohe Aufwände und Kosten durch Mangelernährung im Krankenhaus

Etwa jeder 4. stationär aufgenommene Patient im Krankenhaus weist Zeichen einer Mangelernährung auf**. Vor allem in den Bereichen Geriatrie, Onkologie, Nephrologie und Gastroenterologie ist der Anteil mangelernährter Patienten bei der Aufnahme hoch. Etwa 45 % der Patienten haben bereits in den drei Monaten vor Beginn des Krankenhausaufenthaltes an Gewicht verloren, so zeigen es die Ergebnisse aus dem „nutritionDay“ von 2014.

Der Grund dafür liegt meist in einer akuten oder chronischen Grunderkrankung, welche die Nahrungsaufnahme und den Bedarf beeinflussen kann. Häufigere und schwerwiegendere Komplikationen, längere Liegezeiten von durchschnittlich 3-5 Tagen mehr**, höhere Wiederaufnahmeraten und ein steigender Pflegeaufwand sind die Folgen. Das wirkt sich nicht nur auf die Lebensqualität von Patienten und Pflegekräften aus, sondern verursacht auch immense Mehrkosten.

Ernährungsexperten und Fachverbände fordern daher die Etablierung eines Screenings auf Mangelernährung in Krankenhäusern. Diese Investition lohnt sich, denn zahlreiche Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass die Identifizierung und Behandlung mangelernährter Patienten kosteneffizient ist. Die Therapie der krankheitsbedingten Mangelernährung kann im DRG-System erlösrelevant kodiert werden. Dazu sind die Schlüssel E43-E44.1 sowie R64 im ICD-10-System vorgesehen.

Chefarzt der medizinischen Klinik der DRK-Kliniken in Kassel Professor Dr. med. Christian Löser beweist den Erfolg eines funktionierenden Ernährungsteams im Krankenhaus mit dem „Kasseler Modell“. Alle Patienten durchlaufen bei Aufnahme routinemäßig ein Screening auf Mangelernährung. Bei Bedarf werden etablierte ernährungstherapeutische Maßnahmen zur Behandlung der Mangelernährung eingeleitet.

Weniger Folgekosten durch Trinknahrung im ambulanten Bereich

Die Verordnung von Trinknahrung ist auch im ambulanten Bereich mit deutlichen gesundheitlichen und ökonomischen Vorteilen verbunden. Das Einsparungspotential ist enorm. Es liegt schätzungsweise bei 604 Mio. Euro pro Jahr**. Denn auch ambulante Patienten mit Mangelernährung verursachen durch erhöhte Morbidität erhebliche Mehrkosten.

Da sich die Folgekosten der Mangelernährung nicht immer in den gleichen Sektoren wiederspiegeln, ist die Kostenersparnis durch den Einsatz von Ernährungstherapie für den einzelnen Arzt auf den ersten Blick manchmal nicht zu erkennen.

Bei allumfassender Betrachtung wird jedoch schnell klar: der Einsatz von Trinknahrung ist hoch kosteneffizient und budgetentlastend. Denn ein guter Ernährungszustand bedeutet weniger medizinische Komplikationen mit einem geringeren Einsatz von teuren Therapeutika und eine bessere Überlebenschance für die Patienten.

Mangelernährung zu bekämpfen, bedeutet, die Kosten für das Gesundheitssystem zu senken und die Prognose der Patienten zu verbessern. Eine ausreichende Therapiedauer ist dabei mit entscheidend für den Therapieerfolg.

Trinknahrung sollte so lange verordnet werden, bis der Patient sein Gewicht und/oder Laborwerte stabilisieren konnte und eine bedarfsdeckende Ernährung über handelsübliche Lebensmittel wieder uneingeschränkt möglich ist. Je früher die Mangelernährung erkannt und behandelt wird, desto eher ist ein Therapieerfolg zu erwarten und desto mehr Folgekosten können eingespart werden.

*CEPTON-Studie, 2007, http://www.monacon.com/publications/Mangelernaehrung_in_Deutschland.pdf

**Otten et al., „Eure Nahrung soll eure Medizin sein…“ Gesundheitsökonomische Bedeutung von Ernährungsinterventionen bei krankheitsassoziierter Mangelernährung, Aktuel Ernahrungsmed 2016; 41(03): 174-180.

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