Stufenmodell zur Therapie der Mangelernährung

Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen, wie der chronischen Niereninsuffizienz, ist eine Mangelernährung reversibel. Zur Behandlung haben deutsche und europäische Fachgesellschaften ein Stufenmodell entwickelt, das hauptsächlich zwei Möglichkeiten zur Ernährungsintervention vorsieht: die Ernährungsberatung und die Supplementation.

Grafik: In Anlehnung an die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), die European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN) und die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Erste und zweite Stufe

  1. Evaluation und Therapie der individuellen Ursachen
  2. Steigerung der spontanen Nährstoffzufuhr durch Beratung

Nach der Diagnose einer Mangelernährung sollten zunächst die individuellen Ursachen gesucht und möglichst therapiert und beseitigt werden. Die Ursachen können akute Erkrankungen und Begleiterkrankungen der Niereninsuffizienz, psychische und soziale Probleme sowie andere Versorgungsbarrieren für eine bedarfsgerechte Ernährung umfassen.

Gegebenenfalls muss die Dialysedosis angepasst werden. Mithilfe einer Ernährungsberatung soll die individuelle Nahrungsaufnahme des Patienten erhöht werden.

Dritte und vierte Stufe

3. Trinknahrung – orale Supplementierung
4. Sondennahrung – enterale Supplementierung

Wenn schließlich die Steigerung der spontanen Nährstoffzufuhr auch im Zusammenspiel mit der Ernährungsberatung nicht erfolgreich ist, besteht die Notwendigkeit der  Supplementation mit einer für Dialysepatienten angepassten, eiweißreichen Trinknahrung. Diese darf die normale Ernährung nicht ersetzen, sondern soll als zusätzliche Gabe täglich eingenommen werden.

Die orale Nährstoffzufuhr ist wichtig für das gesamte Verdauungssystem. Die Ausschüttung von gastrointestinalen Hormonen und die Stimulation der Verdauungssekrete fördern den Stoffwechsel. Der Erhalt der Darmbarriere mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf das gesamte Immunsystem ist von großer Bedeutung. Eine häufig unterschätzte Tatsache ist, dass die Gabe oraler Trinknahrung den Appetit selbst wieder erwachen lässt. Dies ist ein sehr wichtiger Effekt und Voraussetzung für eine dauerhafte Verbesserung des Essverhaltens sowie des Ernährungszustandes.

Generell ist aus physiologischer und ökonomischer Sicht bei Dialysepatienten mit funktionierendem Magen-Darm-Trakt eine Trinknahrung und, wenn indiziert, auch eine Sondennahrung, einer parenteralen Ernährung vorzuziehen.

Fünfte und sechste Stufe

5. Intradialytische parenterale Ernährung (IDPE)
6. Totale parenterale Ernährung (TPE)

Mit der sogenannten parenteralen Ernährung werden dem Patienten unter Umgehung der normalen Verdauung Nahrungsbestandteile direkt in das Blut verabreicht. Das scheint auf den ersten Blick unkompliziert, hat allerdings erhebliche Nachteile in der Langzeitbetrachtung und verursacht enorme Kosten. Die intradialytische parenterale Ernährung ist nur auf die Dialysetage beschränkt und setzt daher voraus, dass sich der Patient zu allen anderen Zeiten noch oral ernähren kann. Eine tägliche und totale parenterale Ernährung ist in Einzelfällen indiziert, führt jedoch zu weit höheren Kosten.

Ausschließlich Diagnosen wie ein Kurzdarmsyndrom, massive Störungen des Magen-Darm-Traktes oder psychisch bedingte Essstörungen rechtfertigen eine parenterale Ernährung. Die langfristige Gabe beeinträchtigt die Funktion des Magen-Darm-Traktes und lässt z. B. die Darmzotten verkümmern. Eine Umstellung auf eine normale Ernährung wird dadurch schwieriger.

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